Unser neues Federungssystem
Ob Bordsteine, Kopfsteinpflaster oder Waldwege – unser leistungsstarkes Federungssystem schluckt selbst gröbste Unebenheiten und sorgt für ordentlich Fahrspaß.
Nicht jeder Fahrradanhänger braucht eine Federung. Das galt und gilt auch für unsere eigenen Modelle. Aber es gibt viele Anwendungen, wo eine gute (!) Federung einem Fahrradanhänger noch mehr Möglichkeiten eröffnet. Vielleicht möchten Sie (auch) Ihren Hund auf dem Hinterher mitnehmen oder Sie haben sensible Instrumente oder elektronische Ausrüstung, die transportiert werden soll? Vielleicht fahren Sie gerne auf schlechten Wegen zu schönen Orten oder haben besonders erbärmliche Radwege zu meistern?
Unsere Federung ist in insgesamt über vier Jahren Entwicklungszeit entstanden, unter Mitwirkung mehrerer Fahrzeugingenieure. Bestens bewährte Fahrrad-Federungstechnik wurde kombiniert mit einem völlig neuen Mechanikkonzept. Unsere Federung kann deshalb alles, was eine gute Federung bei Lastenanhängern können sollte. Anstatt billige Elastomerdämpfer zu verbauen, haben wir sie solide um bewährte Feder-Dämpfungselemente herum konstruiert, dabei aber so einfach wie möglich. Das war allerdings nur durch einen enormen Entwicklungsaufwand zu erreichen, der jahrelange Vorarbeit und zahlreiche Prototypenserien erforderte. Wenn es Sie interessiert, können Sie dazu am Ende dieser Seite ein Interview lesen.
Federweg
Unsere Federung bietet enorme 90 mm Federweg. Damit hat sie große Reserven in jedem Gelände und bei unterschiedlicher Beladung.
Dämpfung
Unsere Federung besitzt eine echte hydraulische Dämpfung, eine Seltenheit bei Fahrradanhängern. Diese sorgt für besonders ruhiges Fahrverhalten, ganz ohne Nachschwingen oder Aufschaukeln.
Einstellbarkeit
Unsere Federung lässt sich durch das simple Versetzen einer Schraube für drei Gewichtsbereiche optimieren. Für noch mehr Leistung und Fahrspaß.
Belastbarkeit
Unsere Federung ist bis 100 kg Gesamtgewicht belastbar. So fahren auch große Lasten sanft über schlechte Fahrradwege oder an abgelegene Orte.
Gleichmäßigkeit
Die meisten Anhänger nutzen Elsatomerdämpfer, die nur in einem kleinen Gewichtsbereich gut funktionieren und darüber hinaus schnell verhärten, vor allem bei zunehmender Belastung. Unsere lineare Federung bleibt hingegen über den gesamten Federweg gleichmäßig aktiv.
Geringstmögliche Baubreite
Unsere Federung sitzt platzsparend auf der Unterseite des Anhängers. Dadurch wird der Anhänger nur minimal breiter. Das gesamte Ladefläche bzw. Chassisbreite steht weiterhin zur Verfügung. So passt der Anhänger überall hindurch und bietet trotzdem genug Breite für Standardboxen.
Technische Daten
Einzelradaufhängung mit Stahlfederelement und Hydraulikdämpfer.
Komponenten aus hochfestem Flugzeugaluminium, CNC-gefräst.
Durchgehende Edelstahlachse zur Lastverteilung auf beide Laufräder.
Hochwertige Gleitlager von IGUS.
90 mm effektiver Federweg über das gesamte Ladungsszenario.
Lineares Einfederungsverhalten der Stahlfeder: Der gesamte Federweg steht vollumfänglich zur Verfügung.
3 Einbaupositionen für das Stahlfederelement: Weich, mittel, hart. Kann mit Innensechskant und Gabelschlüssel selbst verändert werden.
Abnehmbare Laufräder mit Steckachse und Sicherungsklemmung.
Gewicht Gesamtsystem: ca. 2,5 kg
Auch nachrüstbar und für den Selbstbau erhältlich
Bis Gesamtgewicht 100 kg ausgelegt (Anhängergewicht incl. Ladung)
Preis
ab 648,- Euro inkl. MwSt. für das komplette Fahrwerk inklusive Edelstahlachse.
Kann mit jedem Hinterher Fahrradanhänger mit 20”-Rädern kombiniert werden (ausgenommen Hmini/Boxtrailer 73/H2O).
Bestellung
Bitte erfragen Sie ein Angebot direkt per Mail, wenn Sie einen Hinterher mit Federungssystem bestellen wollen. Die Integration der Federung in unseren komplexen Anhängerkonfigurator wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
FAQ zum Thema Federung
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Prinzipiell gibt es verschiedene Konstruktionsansätze für Federungen an Anhängern. Oft verdienen sie den Namen aber gar nicht, weil es sich lediglich um Dämpfungen auf Elastomerbasis handelt, die bei zunehmender Belastung gequetscht werden und einen großen Teil ihrer Federwirkung verlieren.
Sie alle sollen die Schläge, die beim Überfahren von Hindernissen auftreten, möglichst abmildern und empfindliche Ladungen schützen (z.B. Kinder, Tiere, Messinstrumente, Fotoequipment oder Musikinstrumente). Überfährt ein gefederter Anhänger eine Unebenheit, dann kann das Laufrad dank der Federung nach oben ausweichen und nicht der gesamte Anhänger wird durchgeschüttelt. Die Schwierigkeit besteht nun in der Abstimmung der Federung auf die extrem unterschiedlichen Ladungsgewichte, die bei einem Anhänger auftreten können. Ein Anhänger mit 100 kg Gesamtgewicht hat fünf mal so viel Belastung auszuhalten wie ein kleiner Hundeanhänger mit 20 kg Gesamtgewicht. Man kann also sagen, daß die Federhärte unbedingt einstellbar sein muss, um bei verschiedenen Belastungsszenarios überhaupt zu funktionieren. Dieses Problem konnten wir elegant lösen, indem die Feder in wenigen Sekunden für drei unterschiedliche Gewichtsklassen einfach umgeschraubt werden kann.
Prinzipiell gibt es auch verschiedene Arten von Federelementen. Wir haben uns entschieden für ein im Fahrradmarkt bestens bewährtes Standardfederelement mit hydraulischer Dämpfung, das zwar nicht so kostengünstig ist wie ein Elastomer oder eine Blattfeder, aber dafür ein völlig anderes Leistungsspektrum abdecken kann. Dieses Leistungsspektrum ist notwendig, da Fahrrad- oder Hundeanhänger extrem unterschiedlich beladen bzw. genutzt werden. Auch unbeladen oder bei wenig Gewicht sollte die Federung ebenso funktionieren wie voll beladen. Das erfordert einen gewissen Aufwand in der Konstruktion. Daher setzen wir auf einen sehr langen Federweg, der genug Reserven für schwankende Ladungsgewichte bereithält und auch bei Überladung weiterhin gleichmäßig den Restfederweg ausnutzen kann. Zudem lässt sich die Federung vom Nutzer innerhalb von Sekunden durch das Versetzen des Federelements anpassen.
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Das Laufrad wird ja beim Überfahren einer Unebenheit nach oben gedrückt und will (mit der Energie der komprimierten Feder) wieder nach unten zurückfedern, bereit für das nächste Hindernis. Daher ist die Hauptaufgabe einer guten Federung (auch beim Auto oder Motorrad) ebenso die Dämpfung der Rückwärtsbewegung, um das unkontrollierte Aufschaukeln des Anhängers zu verhindern und die Reaktionsfähigkeit für das nächste Hindernis zu gewährleisten.
Es gibt allerdings so gut wie keine Kinderanhänger, Hundeanhänger oder Lastenanhänger, die eine tatsächliche Dämpfung verbaut haben. Weder Elastomer-Federungen noch Blattfederungen besitzen bei Fahrradanhängern eine echte Dämpfung. Hier kommt es eher zufällig und mehr schlecht als recht zu einer gewissen Entschleunigung durch Reibung und die Trägheit der verbauten Systeme.
In unserer hochwertig konstruierten Federung ist hingegen ein Feder-Dämpfungselement verbaut, das all diese Aufgaben bestens erfüllen kann. -
Elastomere sind als Federungselement beim Fahrradanhängern sehr beliebt, vor allem weil sie kostengünstig sind. Aber sie haben viele Nachteile, weswegen sie so gut wie nie bei Fahrrädern im Fahrwerk eingesetzt werden. Bei zunehmender Last verhalten sie sich progressiv, d.h. sie verhärten sich mit zunehmender Beladung, so daß die Federwirkung stark abnimmt. Sie besitzen keinen Dämpfer und nur eine vergleichsweise geringe Eigendämpfung und können deshalb auch keinen langen Federweg realisieren. Gerade weil Fahrradanhänger aber einen sehr großen Lastenbereich aufweisen, nämlich von unbeladen bis schwer beladen, ist ein großer Federweg sehr wichtig. Damit hat man extreme Reserven und einen großen Bereich, in dem die Federung optimal arbeiten kann. Statt auf billige Elastomere als Federungselement setzen wir auf ein Bauteil, das sich seit Jahrzehnten im Fahrradbereich bewährt hat: Ein Stahlfederelement mit Hydraulikdämpfung.
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Von manchen Herstellern werden Blattfedern eingesetzt. Vereinfacht gesagt wird das Laufrad am Ende von mehreren Metallstreifen befestigt, die übereinander liegen und mit einer variabel positionierbaren Klammer zusammengehalten werden. Das Laufrad biegt sich mit der Blattfeder nach oben, wenn es auf ein Hindernis trifft. Die Blattfeder speichert jedoch diese Verformungsenergie extrem gut und gibt sie sofort an das Laufrad zurück, sobald das Hindernis überfahren wurde. Ohne Dämpfung schwingt das Laufrad so lange hin und her, bis die Energie verbraucht ist oder die nächste Unebenheit oder Schlagloch kommt. Es gibt praktisch keine wirksame Dämpfung, lediglich durch die Reibung und Trägheit der Bauelemente.
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Nein, die Federung ist nicht wartungsintensiv. Die Stahlfeder selbst ist wartungsfrei, jedoch ist die Hydraulikdämpfung auf längere Sicht ein Verschleißteil, das u.U. nach vielen Jahren ausgetauscht werden muss. Der Anhänger bliebe trotzdem fahrbereit (mit Federung, aber ohne Dämpfung). Dieses Bauteil kann aber jederzeit ersetzt werden. Möglicherweise müssen nach ein paar Jahren auch die hochwertigen, wartungsfreien Gleitlager des Marktführers IGUS ersetzt werden, aber auch dies sind Standard-Verschleisselemente.
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Bei empfindlicher Ladung, z.B. bei Tieren, Musikinstrumenten, Photoausrüstung, usw. würden wir grundsätzlich eine gute Federung empfehlen. Wer sensible Ladungen transportiert oder einfach sorgloser fahren wil, profitiert von einem Federungssystem, weil die zahlreichen Schläge, die der Fahrradanhänger auf unzureichend ausgebauter Fahrradinfrastruktur aushalten muss, kaum mehr an das Fahrrad weitergegeben werden. Dadurch wird nicht nur die Ladung, sondern auch das Material geschont.
Aber Federung ist nicht gleich Federung. Eine primitive Federung an einem Billiganhänger würden wir in ihrer Wirkung nicht überbewerten und ist sicher nicht besser als ein großvolumiger Reifen, der mit relativ wenig Luftdruck gefahren wird. Für die meisten Nutzer, die einen einfach aufgebauten, robusten und pflegeleichten Anhänger benötigen, wäre dies auch unsere Empfehlung für die Alltagsnutzung. Ein wirklich hochwertiges Federungssystem hat seinen Preis und der Fahrradanhänger wird dadurch auf jeden Fall technisch komplexer. Auch mit einem ungefederten Fahrradanhänger kann man problemlos im Alltag zurecht kommen. Wir verbauen standarmäßig großvolumige Reifen von Schwalbe, die bereits viele kleine Vibrationen ausgleichen können. Ggfls. kann man mit dem Luftdruck bei verschiedenen Ladegewichten eine einfache Dämpfung realisieren.
Wer jedoch viel auf schlechten Wegen unterwegs ist, müsste mit einem ungefederten Fahrradanhänger langsamer und umsichtiger fahren. Hier ist man mit einem gefederten Anhänger deutlich schneller und sorgloser unterwegs. Auch wer längere Strecken und Touren fährt, hat durch unsere hochwertige Federung eindeutig mehr Fahrspaß und schont Material und Nerven.
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Ja, das ist prinzipiell möglich und kann auch selbst durchgeführt werden. Hierfür muss die bestehende Achse mit Halterungen zunächst ausgebaut werden. Für das neue Federungssystem müssen zusätzliche Löcher in der Bodenplatte des Aluchassis gebohrt werden. Das ist nicht besonders anspruchsvoll, wenn man halbwegs handwerklich geschickt ist. Auch an selbstgebaute Fahrradanhänger oder Fahrradwohnwägen kann unser Federungssystem eingesetzt werden. Wichtig ist eine ausreichend steife und stabile Bodenplatte.
Bei Bestellung als DIY-Set muss unbedingt die Aussenbreite des Anhängerchassis angegeben werden, damit wir die Länge der Edelstahlachse an Ihren Anhänger anpassen können.
Making of Federung
Noch nie haben wir so viel Entwicklungszeit in ein neues Bauteil gesteckt. Hinterher-Chef Peter Hornung erzählt, warum dies wirtschaftlich grenzwertig sein kann und ob er selber mit der neuen Federung fährt.
Johannes: Wann kam eigentlich die Idee auf, eine Federung für eure Lastenanhänger zu entwickeln?
Peter: Das war tatsächlich schon relativ früh. Ich glaube, wir hatten da gerade angefangen, die ersten Serienanhänger zu bauen – vielleicht 2013 oder 2014. Und da lag es irgendwie nahe, mal zu schauen, was es an Federungssystemen schon so gibt. Wir haben uns die Technik angeschaut, die bei Kinderanhängern verbaut wird, und angefangen, das probeweise an unsere Anhänger zu schrauben.
Johannes: Und? Hat’s funktioniert?
Peter: Jein. Irgendwie hat das schon funktioniert, aber qualitativ war das nicht auf dem Niveau, das wir für unsere Anhänger brauchen. Die Kinderanhänger-Federungen sind für ein paar Dutzend Kilo und eher weiche Nutzung gebaut. Wir wollten aber eine Lösung, die auch bei hundert Kilo Zuladung noch zuverlässig arbeitet – und möglichst viele Jahre hält. Da war einfach schnell klar: Das passt nicht zusammen.
Johannes: Was hat konkret gefehlt?
Peter: Stabilität, Federweg, echte Dämpfung – also das ganze Paket eigentlich. Bei den bestehenden Systemen ist meistens gar keine richtige Dämpfung vorhanden und die Federung besteht nur aus Gummiklötzen oder Elastomeren, die einfach zusammengedrückt werden. Selbst Torsionsachsen, wie sie von ganz wenigen Hersellern verbaut werden, beruhen auf verpressten Gummischnüren, die bei höherer Belastung immer weniger Federwirkung haben. Für den Kindertransport bis maximal 45 kg ist das vielleicht gerade noch okay, aber bei Lastenanhängern mit völlig unterschiedlichen Gewichten – mal 10 Kilo, mal 90 – brauchst Du ein System, das sich über den ganzen Bereich vernünftig verhält und einfach einen größeren Federweg hat.
“Wir haben relativ schnell gemerkt, dass ein eigenes Federungssystem nach unseren Ansprüchen eine Nummer zu groß für uns ist – zumindest damals.”
Johannes: Und dann war der Plan: Wir bauen das einfach selbst?
Peter: Nein, dann war erst mal Pause. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass ein eigenes Federungssystem für unsere Ansprüche eine Nummer zu groß für uns ist – zumindest damals. Da brauchst du nicht nur eine gute Idee, sondern auch Know-how, Testmöglichkeiten, Fertigungskonzepte. Das hätte uns damals finanziell schlichtweg überfordert, zumal Fahrradanhänger ja auch hervorragend ohne Federung funktionieren. Also haben wir das Thema Federung erstmal ruhen lassen.
Johannes: Und wie kam’s dann dazu, dass ihr es doch gemacht habt?
Peter: Das Thema ist nie völlig verschwunden und es lag ja auch an Dir, Johannes, weil Du mich regelmäßig damit genervt hast (lacht). Wir hatten auch immer wieder Kundenanfragen für den Transport von Fotoequipment, sensiblen Testgeräten oder Musikinstrumenten, für die eine gute Federung schon sinnvoll sein kann. Und dann gab`s auch Kunden, die behauptet haben, alle anderen Hersteller hätten ja auch Federungen am Anhänger. Dann mussten wir immer erklären, dass Federung nicht gleich Federung ist und praktisch keine Federung am Markt das aushlaten würde, was mit unseren Anhängern angestellt wird. Die Federungen werden bei Fahrradanhängern zwar immer toll beworben, aber sie sind, wie viele andere Bauteile auch, oft so rudimentär, sowas hättest du schon vor Jahrzehnten nie und nimmer bei einem Fahrrad anbieten können, geschweige denn bei einem Motorrad oder gar Auto. Auf jeden Fall kam das Thema bei uns vor ein paar Jahren wieder auf den Tisch und wir hatten mittlerweile auch die Erfahrung, daß der Preis bei den Kunden, die so etwas tatsächlich brauchen, nur eine zweitrangige Rolle spielt. Damit war auch ein wirtschaftlicher Erfolg so eines neuen Systems “irgendwann einmal” überhaupt denkbar.
Johannes: Wie groß war denn der Entwicklungsaufwand ?
Peter: Das war die bisher längste, aufwändigste und teuerste Entwicklung eines einzelnen Bauteil bei uns. Wir haben externe Ingenieure aus dem Fahrzeugbau für die Entwicklung hinzugezogen und auch die Hochschule München mit einem Team von Studenten hat uns unterstützt. Trotzdem wäre das Ganze niemals machbar gewesen, wenn wir nicht den Hauptanteil an der Konstruktion, dem Prototypenbau, der Testphase usw. selbst hinbekommen hätten.
Johannes: Was war der Anspruch an das Federungssystem?
Peter: Es sollte richtig was aushalten. Ein großer Federweg war wichtig, damit auch bei stark beladenem Anhänger noch Luft nach oben bleibt, wie bei allen unseren Bauteilen. Und es musste einfach anpassbar sein an die Vielzahl von Anhängern aus unserem Programm, die ganz unterschiedliche Größen und damit verschiedenen Zuladungen haben. Man sollte die Federung also ziemlich einfach auf verschiedene Gewichtsbereiche anpassen können.
“Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das, was wir gemacht haben, ehrlich gesagt an der Grenze zum Wahnsinn.”
Johannes: Klingt erst mal nach einem überschaubaren Pflichtenheft.
Peter: (lacht) Auf dem Papier vielleicht. Das theoretische Konzept der Federung war vergleichsweise einfach. Aber dann geht es endlos in die Details: Wie fertigst Du das? Wie passt das an unterschiedliche Anhänger? Wie kannst Du das montieren? Wie kannst Du Bauteile vereinfachen? Wie kannst Du das günstiger fertigen, aber dennoch hochwertiger und höher belastbar? Und jeder dieser Aspekte beeinflusst den anderen. Du kannst die eine Frage lösen und stellst dann fest, dass sich alles andere verschoben hat.
Nimm allein schon die Montage: Hier gibt es Abfolgen, aus denen kannst Du nicht ausbrechen, die sind technisch, geometrisch vorgegeben. Du kannst nicht erst die Schleife binden und anschließend den Schuh anziehen. Und das beeinflusst total viel. Du kannst nichts schweißen, wenn Du aus Gründen der Montage noch Kunststofflager einbauen musstest. Die schmelzen Dir sonst weg. Und auch sonst verzieht sich beim Schweißen einiges. Also musste alles verschraubt oder gesteckt werden – und trotzdem super stabil sein. Wie machst Du das? Wie bekommst Du die notwendigen Toleranzen zwischen den verschiedenen Fertigungspezialisten hin? Und so geht es endlos weiter. Hunderte Stunden in der Optimierung für die Fertigung und Montage. Und natürlich muss es auch optisch stimmen. Wenn Du schon so einen immensen Aufwand betreibst, dann muss die Federung am Ende auch gut aussehen.
Johannes: Wie viele Prototypen habt ihr gebraucht, bis es funktioniert hat?
Peter: Vier komplett verschiedene Serien. Und teilweise haben wir die sogar schon mit unseren Zulieferern gebaut, um direkt mit echten Toleranzen und Maschinen zu arbeiten. Man kann viel simulieren oder wie ich, selber fräsen, aber wenn’s dann real montiert wird, merkt man, was nicht passt. Wie gesagt, es gibt immer irgendwo Zielkonflikte: Stabilität, Kosten, Funktion, Montage…
Johannes: Und das alles als kleine Firma, ohne eigenes Entwicklerteam...
Peter: Genau, das ist auch ein Punkt, den man nicht unterschätzen darf. Zum Einen läuft das alles parallel zu dem ganz normalen Produktionswahnsinn, gerade in den Nach-Corona-Jahren. Und aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das, was wir gemacht haben, ehrlich gesagt an der Grenze zum Wahnsinn. Wir haben eine High-End-Fahrwerksentwicklung gestemmt für ein Produkt, das in viel kleinerer Stückzahl läuft als in der Fahrradindustrie oder gar bei Automobilherstellern. Aber wir wollten eben keine halbe Lösung, das hätten wir uns dann auch schenken können - wir haben ja mittlerweile auch unseren Ruf als Marktführer für hochwertige Lastenanhänger zu verlieren.
Johannes: Wie sieht das Fahrwerk jetzt aus?
Peter: Wir haben ein lineares Stahlfederelement mit hydraulischer Dämpfung – das ist Technik, wie man sie vom Fahrrad kennt, aber eben angepasst an unsere Anforderungen. Und mit einer Kennlinie, die wirklich über den gesamten Federweg gleich arbeitet. Das ist bei wechselnder Beladung extrem wichtig. Progressiv arbeitende Federungen – wie sie beispielsweise mit Elastomeren funktionieren – haben da einfach Grenzen. Wenn du da zu viel drauflädst, ist die Feder quasi „zu“, da geht nichts mehr und die können von ihrem theoretischen Gesamtfederweg in der Praxis viel zu wenig ausschöpfen. Also gerade dort, wo man sie am dringendsten brauchen würde.
Johannes: Also standen Elastomere nie zur Debatte?
Peter: Nein, die waren für uns raus. Man kann die ein bisschen beeinflussen über die Geometrie, aber grundsätzlich bleibt’s eine progressive Charakteristik – und das passt bei Lastenanhängern mit schwankender Beladung in unseren Augen einfach nicht. Beim Fahrrad funktionieren progressive Federungen, weil du immer das gleiche Körpergewicht hast. Aber beim Lastenanhänger lädtst Du was auf den Anhänger, was den kleinen Idealbereich progressiver Systeme schon überschreitet und dann hast Du kaum noch Federungwirkung. Hier wollten wir den großen Arbeitsbereich eines linear arbeitenden Systems, weil die Beladungen ja um das 5 bis 8-fachen höher liegen können als das Eigengwicht des Anhängers. Bei Autos ist es umgekehrt, da wiegt das Auto selbst immer wesentlich mehr als die Zuladung.
“Es muss ja auch alles zusammenpassen. Was nützt mir ein super Federungssystem, wenn der Rest des Anhängers nur aus ein paar windigen Rohren und Stoff besteht?”
Johannes: Gab’s Vorbilder für euch?
Peter: Nicht direkt, das ist atsächlich eine völlige Neuentwicklung. Aber z.B. die VSF-Koellegen von Toutterrain haben das gut gemacht. Die bauen einspurige Anhänger mit hochwertiger Federtechnik aus dem Fahrradbereich – das ist beeindruckend und funktioniert auf jeden Fall, zumindest innerhalb der Grenzen, die für diesen Anhängertypus zulässig sind. Ist technisch ein bisschen anders als bei uns, aber von der Denkrichtung her vergleichbar. Und schön zu sehen, dass man sowas auch im Anhängerbereich umsetzen kann, wenn man’s ernst meint. Und mit HP Velotechnik, ebenfalls Kollegen aus dem VSF-Verband, haben wir uns auch zum Thema Federtechnik ausgetauscht. Natürlich kennen wir auch alle anderen Federungen von aktuellen Fahrradanhängerherstellern, deren Stärken und vor allem Schwächen, sonst hätten wir uns nicht all die Mühe gemacht für so eine Neuentwicklung..
Johannes: Bist Du zufrieden mit dem Ergebnis?
Peter: Total. Es hat lange gedauert, es war anstrengend, mit zahlreichen Extrarunden, die wir drehen mussten, und wir haben viel gelernt. Aber jetzt haben wir ein System, das unseren Ansprüchen gerecht wird – und das wir guten Gewissens rausgeben können. Und das Schönste ist: Es sieht super aus und lässt sich an so ziemlich jeden unserer Anhänger nachrüsten. Selbst der allererste Prototyp könnte damit fahren.
Johannes: Hast Du die Federung patentrechtlich schützen lassen?
Peter: Ja, das haben wir. Aber ich wüsste nicht, wer das nachbauen sollte. Selbst für ambitionierte Selbstbauer ist das ein paar Nummern zu groß, so einen Maschinenpark und das Know-How in allen Fertigungsschritten hat keiner zu Hause. Und die Mitbewerber müssten ja nicht nur dieses Fahrwerk nachbauen, sondern sämtliche andere Teile, die wir mittlerweile entwickelt haben, um bei Anhängern dieser Größenordnung mit uns gleichzuziehen. Und dann müssten sie ja auch eigene Innovationen und nicht nur schlechte Kopien bringen, wie wir das immer mal wieder auf Messen und im Internet sehen. Am Ende muss ja alles zusammenpassen. Was nützt mir ein super Federungssystem, wenn der Rest des Anhängers nur aus ein paar windigen Rohren und Stoff besteht? Das würde in keinem Verhältnis stehen. Ich schraub mir ja auch keine Federgabel von Fox an mein klappriges Bahnhofsrad.
Johannes: Würdest Du dir persönlich die Federung an deinen Hxxxl light dranbauen?
Peter: An dem Hxxxl, den ich meistens verwende, momentan nicht. Ich stehe ja auf total robuste und simple Technik und muss den Anhänger schnell zerlegen können. Aber zum Glück sitze ich ja an der Quelle und kann jederzeit einen gefederten Anhänger aus unserem Fuhrpark verwenden, wenn ich ins Gelände muss oder erschütterungsempfindliche Ladungen drauf habe. Ich transportiere ja meistens nur irgendwelche Prototypen (grinst). Aber dich muss ich natürlich gar nicht fragen, ob Du ab jetzt nur noch mit der Federung fährst…
Johannes: Ja, ich genieße es total, dass ich überall fahren kann und mir um nichts mehr Sorgen machen muss. Es gibt in der Stadt so viele miese Radwege, so viele schlechte Fahrbahnabsenkungen, ich finde, die Federung ist in der Stadt fast noch wichtiger als im Gelände. Und ich liebe hochwertige Technik und freue mich einfach jedes Mal, wenn ich die Federung am Anhänger sehe.
Peter ist der Gründer und Geschäftsführer von Hinterher
Johannes ist bei Hinterher für die Webseite, den Konfigurator, Fotos und Videos zuständig